Marker, Optionen, Arbeit als Strategie-Modell in Teams und Unternehmen

In meiner Arbeit höre ich immer wieder die Sätze „Wir arbeiten gerade an unserer Strategie“ von Geschäftsführern und Führungskräften. Oder „Das müssen wir strategisch entscheiden“ von Team-Mitgliedern?

Hände hoch:

  • Wer kennt diese Sätze?
  • Wer kennt die Meetings wo zu lange darüber diskutiert wird was genau eine Vision ist, was eine Mission ist und wie die beiden sich unterscheiden?
  • Wem hat das bei der Arbeit geholfen, bessere Entscheidungen zu treffen?

Das Problem ist:

  1. „Strategie“ wird von teuren Beratern und oft auch von Führungskräften so exklusiv dargestellt, dass es schwierig ist in den Kreis der Strategieentscheidungen einzudringen.
  2. Begriffe werden überlagert und verlieren ihre Bedeutung. Gleichzeitig steigt damit die Wahrscheinlichkeit sich in semantischen Diskussionen zu verlieren.
  3. Strategie wird häufig nur als Planung verstanden und vergisst, dass zu Strategie auch Umsetzung gehört.

Unser Ziel ist es, Feedback-Schleifen in der Strategie zu schaffen. So dass wir Optionen gegen Marker überprüfen und Einflüsse auf unsere Marker früh wahrnehmen können. So schaffen wir ein Spiel zwischen der Gestaltung unserer gewünschten Zukunft und notwendigen Reaktionen auf Veränderungen in der Umwelt.

3 Begriffe, um über Strategie reden zu können: das Marker/Optionen/Arbeit-Framework von Markus Andrezak

Marker Optionen Arbeit als Strategiemodell im Dreieck angeordnet

Marker

Marker sind das, was die Identität unserer Organisation beschreibt. Sie beschreiben, was uns von anderen Organisationen unterscheidet. Prinzipien, von denen wir uns auf lange Sicht Erfolg versprechen.

Marker geben Stabilität für die Organisation. Sie evolvieren sich erst über Monate und Jahre. Mitarbeitende können ihre täglichen Entscheidungen dagegen überprüfen.

Hier spüren wir Unwohlsein, wenn sich unsere Identität mit der Umwelt reibt.

Eine Vision ist ein Marker. Eine Mission ist ein Marker. Purpose ist ein Marker. Der Golden Circle ist ein Marker. Unternehmenskultur ist ein Marker. Kritische Kernfähigkeiten der Organisation sind Marker. Werteversprechen sind Marker. Ein Kundensegment ist ein Marker.

Beispiele für Marker

  • Wir arbeiten für Organisationen mit erklärungsbedürftigen Angeboten, die komplexe, digitale Systeme verbinden müssen.
  • Wir stellen die Kund:innen unserer Auftraggebenden konsequent in den Mittelpunkt.
  • Selbstorganisierte Teams ohne Hierarchie
  • Wir und unsere Auftraggeber:innen agieren als ein Team.

Optionen

Optionen sind das, was wir als Organisation tun könnten.

Optionen sind die Veränderungen, die eine Organisation durchmacht, um sich Markern (s. o.) anzunähern.

Wofür wir uns entscheiden, gehört zu Strategie. Wofür wir uns nicht entscheiden, gehört zu Strategie. Hier ist, wo die Diskussionen und Entscheidungen weh tun. Hier ist, wo die kontinuierlich Strategie passiert.

Beispiele für Optionen

  • User Research in der Organisation etablieren
  • Ein Marketing Automation System aufsetzen, um Leadgenerierung zu systematisieren
  • Selbstorganisierte, cross-funktionale Teams in der Abteilung aufsetzen
  • KI-Trainings für unsere Kunden aufbauen
  • Loyalitätsprogramm starten

Arbeit

Strategie ohne Umsetzung ist nur Planung. Wir müssen also Optionen, für die wir uns entschieden haben, umsetzen. So, dass Wert am Markt entsteht.

Die Arbeit kann unterschiedlich lang dauern. Von einem Tag bis mehrere Monate – es hängt von der Option ab. Hier ist, wo Projektmanagement passiert: To-do-Listen, Roadmaps, Jour Fixes… das, was in Jira, Trello oder Monday passiert.

Beispiele für Arbeit

  • Linkedin-Termin für Webinar anlegen und veröffentlichen
  • Verkaufspräsentation für neue Produktidee erstellen

2 Beispiele im Kontext der Unternehmensstrategie

Marker: Wir streben Wandel an, Wir haben Experten für alle digitalen Touchpoints Umwelteinfluss: Offene Beta von KI-Tools (ChatGPT) Option 1: „Interne KI-Gilde aufsetzen“, Option 2: „KI-Trainings für Kunden aufbauen“ Arbeit: Interner KI-Workshop, Tools zur Verfügung stellen, Good Practices in eigenen Teams-Kanal teilen

Marker: echten Insights über die Kund:innen unserer Auftraggebenden, maximales Verständnis über das Business unserer Auftraggebenden Umwelteinfluss: Kundenfeedback, Diskussionen über Bauchgefühl und Geschmack Option 1: „User Research in der Organisation etablieren“, Option 2: Research-Partner gewinnen Arbeit: drei UX-Designer zu Fortbildungen schicken, Sales-Slides gestalten, Interviews im Peer Coaching üben, …

Wir müssen uns als Strategen entscheiden (!), welche Option wir ziehen oder wo wir abwarten wollen. Nachdem wir uns für eine abstrakte Option entschieden haben, muss die konkrete Umsetzung (sprich „Arbeit“) gemacht werden.

Übung

  • max. 10 Marker für AGILE.RUHR Camp sammeln (3min Silent Brainstorming, stärkste Differenzierung/Identitätsstiftung teilen)
    1. Zweck: Wofür treten wir an? Welchen Beitrag leisten wir für eine wünschenswerte Zukunft? Woran merken wir, dass wir erfolgreich sind?
    2. Spielfeld: Wo spielen wir? Welche Segmente sind interessant für uns? Welche Bedürfnisse eint diese Segmente?
    3. Werteversprechen: Wie überzeugen wir Kund:innen? Was unterscheidet uns von anderen Angeboten?
    4. Kompetenz: Worin sind wir richtig gut? Was müssen wir können, um das Werteversprechen zu leisten?
    5. Struktur: Wie organisieren wir uns, um unsere Kernkompetenzen aufrechtzuerhalten? Welche Prozesse und Strukturen unterscheiden uns von Wettbewerbern?
    6. Kultur: Welche Werte und Normen sind für das Funktionieren unserer Strategie notwendig? Welche unterscheiden uns vom Wettbewerb?
  • Welche Einflüsse bemerken wir, die von außen auf das AGILE.RUHR Camp wirken? An welchen Markern reiben sie sich? (Brainstorming)
  • Welche Optionen ergeben sich daraus für das AGILE.RUHR Camp? (Brainstorming)

Ressourcen

Ausblick auf weiterführende Ressourcen und Möglichkeiten zur Vertiefung des Themas.

👋 Hej, I am Julian Peters. But many people call me Jupe.

As an independent consultant I help clients design strategies, digital products and user experiences. Straight from my hometown Dinslaken. If you enjoyed this content, share the link, toot me or subscribe to my RSS feed.